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Gewaltbereite Jugendliche - Auszüge

Aus dem Inhalt

1. Gesellschaftliche Strukturveränderungen zur Jugendphase
2. Ausgewählte Theorien zur Jugend- und Sozialarbeit
3. Gewaltprozesse als Sozialisationsfaktoren
4. Lebenswelten von Jugendlichen in aktuellen Jugendkulturen
5. Erklärungsansätze zu Gewaltbereitschaft und Gewalttätigkeit
6. Darstellung aktueller Projekte und Handlungskonzepte

Gesamtgliederung

Textauszug aus Kapitel 1:
Gesellschaftliche Strukturveränderungen zur Jugendphase 

Es gibt sehr unterschiedliche Definitionen von Jugendphase. Zum einen wird eine altersbestimmte Eingrenzung gesucht, um als Grundlage für eine rechtliche und ökonomische Auseinandersetzung zu dienen, zum anderen bedarf es einer verhaltensorientierten Definition. [...] Nach traditioneller Definition beginnt Jugendphase mit dem Eintritt in die Pubertät, die sich zeitlich vorverlagert. Sie endet mit dem Start ins Berufsleben oder mit der Heirat. "In Abgrenzung gegenüber Kindern und Erwachsenen lassen sich Jugendliche als diejenigen bezeichnen, die mit der Pubertät biologische Geschlechtsreife erreicht haben, ohne mit Heirat oder Berufsfindung in den Besitz der allgemeinen Rechte und Pflichten gekommen zu sein, welche die verantwortliche Teilnahme an wesentlichen Grundprozessen der Gesellschaft ermöglichen und erzwingen".

Der 8. Jugendbericht bezeichnet Personen "bis zum vollendeten 25. Lebensjahr" als junge Generation. Diese Festlegung wird damit begründet, daß sich die Angebote der Jugendhilfe an die Altersgruppen bis zu diesem Lebensjahr richten. Später wird auf die Verlängerung der Jugendphase eingegangen. Im Strafrecht wird man mit 14 Jahren strafmündig. Als Jugendlicher gilt, wer noch nicht 18 Jahre alt ist. Wer 18, aber noch nicht 21 Jahre alt ist, wird als Heranwachsender bezeichnet. Im Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) wird in § 7 der Begriff "junger Mensch" für alle verwendet, die noch nicht 27 Jahre alt sind. Kind ist, wer noch nicht 14, Jugendlicher wer 14 aber noch nicht 18 Jahre alt ist. Personen, die bereits 18, aber noch nicht 27 Jahre alt sind, werden junge Volljährige genannt. "Die obere Altersgrenze von 27 Jahren wurde (...) im Interesse der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit eingefügt". In den Materialien zum 8. Jugendbericht schreibt BONFADELLI, daß sich "die meisten Forscher darüber einig (sind), daß eine nur altersmäßige Festlegung der Jugendphase nicht möglich und auch wenig sinnvoll ist". 

Textauszug aus Kapitel 2:
Ausgewählte Theorien zur Jugend- und Sozialarbeit

Nach SPECHT definiert sich mobile Jugendarbeit durch vier zentrale Kriterien: 
1. Bei mobiler Jugendarbeit handelt es sich um einen Bereich offener Jugendarbeit, der offensive Handlungsstrategien verfolgt und zielgruppen- und lebensweltorientiert ist. Mobile Jugendarbeit versucht für, und gemeinsam mit Jugendlichen, Beratungs- und Hilfangebote zu entwickeln. 
2. Mobile Jugendarbeit ergreift Partei für Jugendliche. KRAUSE bezeichnet Straßensozialarbeiter denn auch als "Szeneanwälte". Die Arbeit findet in den Lebenswelten Jugendlicher statt. Dies bedeutet sowohl Arbeit mit Jugendbanden als auch mit Schulen, Nachbarn und Polizei. Öffentlichkeitsarbeit ist auch ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. 
3. Mobile Jugendarbeit nimmt auch Bewohnerinteressen wahr und versucht sie an Problemlösungsstrategien zu beteiligen. Dadurch soll ein soziales Netzwerk entstehen, das staatliche Kontrollen (z. B. durch Jugendamt und Polizei) vermeiden hilft. Bei Eingriffen dieser Instanzen sollen Sozialarbeiter von hoheitlichen Aufgaben befreit bleiben, damit aufgebautes Vertrauen zwischen SozialarbeiterIn und KlientIn als Grundlage der Arbeit bestehen bleibt. 
4. "Mobile Jugendarbeit versucht den Jugendlichen ein politisches Verständnis ihrer Lage zu vermitteln und soziale Instanzen und Öffentlichkeit zu einem unbefangenen Umgang mit den Problemen der Jugendlichen zu bewegen" . 

Die Begriffe "mobile Jugendarbeit" und "Straßensozialarbeit" werden in sozialwissenschaftlicher Literatur meist synonym verwandt. STEFFAN führt sogar 13 Begriffe an, die alle äquivalent zu gebrauchen sind und in einschlägiger Literatur Verwendung finden. In Hamburg wird Straßensozialarbeit generell als mobile Kinder- und Jugendarbeit bezeichnet. Eine Differenzierung in den Begrifflichkeiten nehmen hingegen sowohl KRAFELD als auch die Konferenz der Jugendminister vor. Sie stufen mobile Jugendarbeit flexibler als Straßensozialarbeit ein. 

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Textauszug aus Kapitel 3:
Gewaltprozesse als Sozialisationsfaktoren

Die Anzahl von Faktoren, die zur Gewaltausübung führen, ist beinahe unbegrenzt. Meist wird auf der Suche nach ihnen in der Familie begonnen. So werden z. B. Konflikte zwischen Eltern, fehlende Wärme für das Kind, Verwahrlosung oder übermäßige Strenge als Merkmale gewertet. Das greift jedoch meist zu kurz. 

  • Gewalterfahrungen in den Sozialisationsinstanzen 

  • Es bestehen häufig Verbindungen zwischen Gewalt erleiden und Gewalt ausüben Jugendlicher, was vielfach auf die jeweils individuelle Gewaltbiographie zurückzuführen ist. Alltägliche Gewalterfahrungen, die Jugendliche in den unterschiedlichen Sozialisationsinstanzen machen, sind hier bestimmend. Sozialisation meint dabei den Prozeß der Entstehung und Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit in wechselseitiger Abhängigkeit von der sozialen und dinglichen Umwelt. 
  • Gewalterfahrungen in Familien 

  • Gewaltanwendungen gegen Kinder und Jugendliche sind statistisch nur unpräzise erfaßbar. Die Schätzungen liegen zwischen 20.000 und 400.000 Fällen von Kindesmißhandlungen pro Jahr.
  • Gewalterfahrungen in Schule

  • Nach einer Untersuchung an Hamburger Schulen sind 90% der gewaltausübenden Personen Jungen, 70,5% agieren einzeln, nur 10,2% in Gruppen. Formen der Gewaltausübung sind "anmachen" und beleidigen bis hin zum Führen und Einsatz von Waffen. Gewalterfahrungen werden primär auf dem Weg in die Schule, in den Pausen und auf dem Nachhauseweg gemacht.
  • Gewalterfahrungen in Medien

  • Jugendliche sehen sehr viel Fernsehen und Video. Im Durchschnitt sitzen Jugendliche pro Tag zwei Stunden vor dem Fernseher, an Wochenenden deutlich länger. Der Medienkonsum variiert je nach gesellschaftlicher Stellung und ist bei Hauptschülern deutlich höher als bei Vergleichsgruppen höherer Bildungsgänge. Es gibt eine ganze Reihe von Hypothesen, wie Gewaltdarstellungen in Medien auf Kinder und Jugendliche wirken 
Textauszug aus Kapitel 4: 
Lebenswelten von Jugendlichen in aktuellen Jugendkulturen

(...) Zum ersten handelt es sich um Hooligans, eine Erscheinung der Fanszene im Umfeld von Fußballspielen. Zum zweiten geht es um Streetgangs, wobei hier besonderes Augenmerk auf multikulturelle Gangs gelegt wird. Als letztes untersuche ich die immer wieder in den Blickpunkt von Jugendforschung, Politik und Presse geratende Gruppe der Skinheads. 

  • Hooligans

  • Gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Fans verschiedener Mannschaften hat es schon immer gegeben. [...] Seit es Fußballspiele gibt (ab ca. 1860) gehören Prügeleien zur "jugendlich-männlichen Folklore des Fußballs". Weder Polizei noch Presse kümmerten sich - bis auf Ausnahmen - darum. Das änderte sich schlagartig 1982, als ein Bremer Fan bei Auseinandersetzungen ums Leben kam, und 1985, als es bei der Katastrophe im Brüsseler Heysel-Stadion 39 Tote gab. 
  • Multikulturelle Jugendbanden

  • Die Lebenswelt ausländischer Jugendlicher ist besonders durch den kulturellen Konflikt zwischen Heimatland, dem Land ihrer Eltern, und Deutschland geprägt. STROHMEIER spricht von einer "doppelten Sozialisation" . Ausländische Jugendliche, im folgenden sind damit meist türkische Jugendliche gemeint da sie den größten Anteil ausländischer MitbürgerInnen in Deutschland stellen, leben in "zwei Welten" . 
  • Skinheads

  • "Die neue Skinheadgeneration (...) ‚verdankt' ihre Entstehung nicht zuletzt der ‚Jugendarbeit' der Rechtsgruppen. Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle das Versagen der Jugendpolitik und somit auch der Jugendarbeit, die den Rechten ein Agitationsfeld freigab, welches nur noch bestellt und abgeerntet werden mußte (...) Ihre Versuche der Reintegration in bestehende Jugendeinrichtungen wurden in aller Regel durch die ach so bauernschlaue These, so schaffe man Anlaufstellen für die politische Rekrutierung durch Neonazis, abgeschmettert (...) Diese ‚Politik' der Unterlassung macht sich mitschuldig" (Bänisch 1993). 

Textauszug aus Kapitel 5: 
Erklärungsansätze zu Gewaltbereitschaft und Gewalttätigkeit

Der Ansatz von KRAUßLACH
In seinem bereits in sechster Auflage (l990; Erstveröffentlichung 1976) vorliegenden Buch "Aggressive Jugendliche" stellt KRAUßLACH Jugendarbeit mit sogenannten Rockern an einer Hamburger Kirchengemeinde zwischen 1969 und 1975 vor. ... Der Ansatz von KRAUßLACH ist aus der Praxis heraus entwickelt worden. Trotzdem kann er Impulse für die heutige Diskussion geben und interessante Parallelen aufzeigen. ... Die entscheidenden Faktoren für eine Aggressivitätsentwicklung von Jugendlichen sind nach KRAUßLACH die Erfahrungen in den wichtigsten Sozialisationsinstanzen Familie und Schule. Verhaltensformen werden im Sozialisationsprozeß erlernt und durch gesellschaftliche Reaktionen gefestigt. Deshalb gilt: "Aggressives Verhalten wird erlernt". 

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Der Ansatz von HAFENEGER
Gewalt wird nach HAFENEGER vor allem von solchen Jugendlichen ausgeübt, die in Banden oder Cliquen zusammengeschlossen sind. Sie äußert sich zumeist als ungerichtete Gewalt bei Überfällen und Diebstählen; zielgerichtet ist sie bei Hooligans und Skinheads. ... Besonders drei Faktoren tragen zur Gewaltbereitschaft bei: 1. Die Ohnmachtserfahrung übermäßiger Konkurrenz. 2. Die Handlungsunsicherheiten als Folge einer Entchronologisierung von Lebensläufen und -biographien. 3. Vereinzelungen durch Auflösung familiärer und kultureller Milieus. 

Der Ansatz von HEITMEYER
Es stellt sich natürlich die Frage nach dem Prozeß zwischen Desintegrationserfahrungen und Gewaltausübung. HEITMEYER faßt fünf Stationen zusammen: 1. Durch Abnahme sozialer Zugehörigkeitsgefühle sinkt das Interesse an Folgen des eigenen Tuns für andere. 2. Die Enttäuschung über das Nichterreichen von Werten, die in der Gesellschaft gelten, mit legitimen, Mitteln aber unerreichbar scheinen, führt zu Überlegungen von Normverletzung. Gewaltbilligung ist anzunehmen. HEITMEYER bezeichnet das als "anomische Ziel-Mittel-Diskrepanz", der eine Aushöhlung von Normen vorausgeht. ... 4. Zur Gewaltausübung bedarf es des weiteren Faktors der Legitimation. Da das gesellschaftliche Tabu der Gewaltausübung gebrochen wird, muß eine Begründung gesucht werden, die die Gewaltschwelle zu überschreiten erlaubt. Die Legitimation kann selbst erzeugt, oder aus Politik, Medien etc. übernommen werden. Legitimationen sind zum Beispiel ...

Der Ansatz von ESSER und DOMINIKOWSKI
Sie sind der Auffassung, daß alle Menschen ein Bedürfnis nach Gewalt haben. Diese Komponente der Gewaltmotivation ist, wenn überhaupt, bisher eher nur am Rande thematisiert worden. Es wird regelrechte "Gewaltlust" nachgewiesen, die darauf hindeutet, daß Gewalt nicht nur zweckgebunden, sondern einfach als Lustgewinn praktiziert wird. Nach ESSER/DOMINIKOWSKI darf Gewaltlust nicht als "pathologischer Zustand oder als psychische Deformation individualisiert und stigmatisiert werden, sondern ist eine in unserer Gesellschaftsstruktur verankerte und häufig als ‚normal' bewertete Erscheinung". 

Der Ansatz von KRAFELD
KRAFELD stuft Sozialisationserfahrungen Jugendlicher als bedeutenden Faktor zur Entstehung von Gewaltbereitschaft und Rechtsradikalismus ein, wobei Rechtsradikalismus bei ihm eher durch "Nadelstreifenrassisten" verbreitet und bis in die Mitte der Gesellschaft getragen wird, als durch gewalttätige Jugendliche. Extreme Auffassungen und Provokationen mit rechtsextremistischem Vokabular, Gesängen, und Parolen Jugendlicher sind dagegen nicht primär politisch begründet, sondern sollen dazu dienen, von einer Gesellschaft wahr- und ernstgenommen genommen zu werden, von der Jugendliche das nicht mehr erwarteten. 

Textauszug aus Kapitel 6: 
Darstellung aktueller Projekte und Handlungskonzepte

Im folgenden werden ausgesuchte Projekte der Sozialarbeit vorgestellt, die mit verschiedenen, zur Gewaltanwendung neigenden, jugendlichen Subkulturen arbeiten.Der Zugang zu den Jugendlichen, die Arbeitsform, sowie Erfolge und Aussichten der Projekte, werden beschrieben. Kistenklettern - gemeinsam sichern

  • Das Aktionsprogramm gegen Aggression und Gewalt (AgAG) der Bundesregierung: Im Laufe des Jahres 1991 fanden im Bundesministerium für Frauen und Jugend (BMFJ) Überlegungen statt, wie der raschen Zunahme gewalttätiger Ausschreitungen Jugendlicher im Osten Deutschlands begegnet werden kann. Dazu wurden umfangreiche interne Maßnahmen und Vorbereitungen getroffen, die zur Vorstellung des genannten Programms in einer Pressekonferenz des Ministeriums am 10.12.91 führten. ...
  • Das Projekt "offside" im Verein JUGEND UND SPORT e. V.: Der Verein wurde 1985 als eigenständiger Verein gegründet. Er setzt die Arbeit des FAN-Projekts fort, das seit 1983 von der Hamburger Sportjugend getragen wurde. Anlaß der Projektgründung war der Tod eines Bremer Fans 1982 bei gewalttätigen Ausschreitungen in der Nähe des Hamburger Volksparkstadions. ... 
  • Jugendarbeit mit multikulturellen Gangs: "Gangway": (...) Als Arbeitsmethode wird die aufsuchende Sozialarbeit eingesetzt. Zusätzlich werden Räume für Beratungsgespräche und als feste Anlaufstelle für Jugendliche genutzt. ... Die Stabilisierung von Streetgangs wird angestrebt, da sie insgesamt als positive Erscheinungen angesehen werden. Durch die Gruppe kommen Jugendliche aus der Vereinzelung heraus und finden Schutz, Geborgenheit, Stärke und Identität, was ihnen in anderen gesellschaftlichen Bereichen vielfach verwehrt wird. Die Aktivitäten der Gruppe müssen aber in eine positive Richtung gelenkt werden. Deshalb liegt ein Arbeitsschwerpunkt auf Freizeitangeboten an Gangs und Gangmitglieder. ... ... 
  • Das Projekt "Miteinander statt gegeneinander": Für die Einrichtung "Jugendcafe Tegel" wurde ein Videoprojekt gestartet, das sich mit Überfällen von Skins auf Jugendliche beschäftigen sollte. Zu diesem Zweck wurden Opfer interviewt und diese später zu einem Zusammentreffen eingeladen. Aus vielen Einzelfällen summierte sich so eine Gruppe, die Diskussionsrunden und öffentliche Veranstaltungen organisierte und die Presse informierte. [...] Durch massive Öffentlichkeitsarbeit fühlten sich die 15 bis 16jährigen Skins eingeengt und nahmen ihrerseits Kontakt zu den betroffenen Jugendlichen auf. Auch den Skins wurde ermöglicht, sich an die Presse zu wenden und so aus ihrer Isolation herauszutreten. Nach schwierigen Vorgesprächen kam es Anfang 1989 zu ersten Gesprächen zwischen "Antifa-Jugendlichen" und Skinheads, bzw. Jugendlichen der rechten Szene. 

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