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Tour de Skandinavien

Mit dem Rad von Hamburg zum Nordkapp Das Ziel ist erreicht

1986 bin ich zusammen mit meinem Freund Stephan von Hamburg zum Nordkapp, dann durch Finnland nach Helsinki gefahren. Danach wieder Richtung Norden durch Lappland bis Östersund. Insgesamt 6200 Kilometer im Fahrradsattel. Zwischen den alten Fotos habe ich einen Text gefunden, den ich damals über das Teilstück Hamburg - Nordkapp geschrieben habe. Auf einer alten Schreibmaschine auf jetzt vergilbtem Papier:


Zwei Monate Urlaub mit dem Fahrrad. Das ist ein Traum, den wir uns nach erfolgreichem Abschluß der Schulzeit mit dem Abitur erfüllen. Gleichzeitig soll die Tour als Vorbereitung für unsere, in zwei Jahren beginnende, einjährige Noramerika-Radtour dienen (Anmerkung: Aus dieser geplanten Tour ist dann später eine fast 1 1/2 jährige Radtour um die Welt geworden).

StreckenverlaufAufgrund langjähriger Erfahrung fiel uns die Planung nicht schwer. Die Fahrräder (18 Gänge) sind von allerbester Qualität, und durch ständige Beratung durch unseren Radladen "Fahrrad Center Harburg" (Anmerkung: Der Stephan jetzt zusammen mit seinem Bruder gehört!), sind wir für alle Pannen bestens präpariert.

Anfang Juli beginnen wir von Hamburg aus unsere Tour. Im Eiltempo fahren wir nach Dänemark, um so zur Fähre nach Norwegen zu gelangen.

Schon von der Fähre aus können wir die wunderschöne Landschaft erkennen. Glattes Gestein wird von Sträuchern und Moosen bewachsen, und wo sich die Möglichkeit bietet, wächst eine Kiefer in den Himmel. Ab sofort wird jede Straße, jede Kurve zum landschaftlichen Erlebnis. Auf der einen Seite der Straße türmen sich Bergmassive auf, während man auf der anderen Seite in das grünlich bis hellblau schimmernde Wasser der Fjorde blicken kann. Die Augen werden von der Sonne geblendet, als sich hinter uns schon die pechschwarzen Regenwolken zeigen.

Nachdem wir mit einer Fähre durch die engen Schluchten des Närofjordens fahren, liegt der höchste Paß Norwegens vor uns. Die 1400 Höhenmeter gilt es auf 15 Kilometern zu erklimmen. D.h., fast ständig ist gegen eine 10%ige Steigung anzukämpfen. Der Schweiß läuft in Strömen, obwohl uns ab 900 m Höhe ein eiskalter Gegenwind erwartet. Wir fahren an Gletschern und Schneefeldern vorbei, wobei die Aussicht auf die tieferliegenden Fjorde atemberaubend ist. Jedesmal entschädigt der Ausblick von einer Paßhöhe für die dafür in Kauf genommenen Strapazen.Am Polarkreis

In Trondheim, unserem ersten großen Ziel, erhalten wir durch das Zauberwort "poste restante" (postlagernd) Briefe und Postkarten von zu Hause.

Auf den Lofoten erwartet uns das schönste Wetter seit langem, und es sollte uns bis zum Nordkapp begleiten. Die steilen Felswänd ragen übermächtig gegen den Himmel, von dessen hellem Blau sie sich krass abheben. Eine Steilwand geht in die nächste über, eine schneebedeckte Bergspitze ist schöner als die andere, und dazwischen, auf engen Straßen, radeln wir.

Noch besser als die Lofoten gefallen uns die Vesteralen, die nördlich angrenzende Inselgruppe. Hier treffen wir einen Freund aus Harburg, der uns entgegen kommt.

Ab Alta werden die Rentiere unsere ständigen Begleiter. Es ist nicht selten, daß sie nur fünf bis sechs Meter neben unserem Zelt schlafen.

In der letzten Nacht, bevor wir das Nordkapp erreichen, ist es abends ganz windstill. Aber mitten in der Nacht bricht ein gewaltiger Sturm los. Der Wind droht unser Zelt fortzureißen und plötzlich sackt eine Zeltstange in sich zusammen. Blitzschnell ist das Taschenmesser gefunden, um zwei Löcher in die Zeltstange zu bohren, wodurch wir dann eine Schraubenzieher zum abstützen der durchgesackten Stange stecken. Innerhalb von drei Minuten hat das Zelt seine ursprüngliche Festigkeit wieder erreicht und hält den Rest der Nacht. Das Wetter kann sich in Norwegen sehr schnell ändern...

Dann, nach exakt 3069 Kilometern stehen wir am Nordkapp und blicken 307 m tief in das Nordmeer. Dieses Stück Fels, was allgemein als nördlichster Punkt Europas gilt, hatten wir als eigentliches Ziel unserer Skandinavientour proklamiert, und nun waren wir angekommen.

Wahrzeichen am NordkappAls gegen Abend die ersten Busse mit jeweils 60 Passagieren das Nordkapp bevölkern, werden wir besonders von deutschen Touristen immer wieder gefragt: "Und Sie sind wirklich von Hamburg aus...?" - " Und alles mit dem Fahrrad...?" - Unsere Antworten stoßen immer wieder auf erstaunte Ohren.

Zur Feier des Tages gibt uns ein Deutscher das erste Bier unserer Reise aus und stößt mit uns auf die nächsten 3000 Kilometer an.

Keine 20 Schritte vom Norkapp entfernt legen wir uns nur im Schlafsack auf den Boden und genießen den nächtlichen Wind. Dabei können wir die Mitternachtssonne in ihrer vollen Schönheit betrachten. Dieses Glück hat man selten, da sie meist von Wolken oder Nebelschwaden verdeckt wird.

Am nächsten Tag treffen wir weitere Radfahrer und bilden eine lustige Gemeinschaft. Stephan als Fahrradmechaniker repariert den ganzen Tag an Fahrrädern herum, und wir helfen uns gegenseitig mit Ersatzteilen aus.

Die Rückfahrt nach Honnigsvag wird durch die Berge und den Gegensturm zu einer wahren Tortour - aber wir haben ja noch über 3000 Kilometer vor uns, wo wir weitere Abenteuer erleben werden...