500 Kilometer Fernwanderweg in der Türkei
Nach Antalya scheint es nur Nachtflüge zu geben, so
dass auch ich morgens in Antalya lande. Der erste Weg führt zu den
Geldautomaten, die dort in ausreichender Anzahl stehen, um türkisches Bargeld
zu bekommen. So kann ich dann auch den Taxifahrer bezahlen, der mich zur
Straßenbahn fährt. Am Flughafen herrscht 2024 ein ungewöhnliches Durcheinander,
dass auch noch ein paar Jahre so bleiben wird: Es gibt zwei Terminals, die etwa
2 Kilometer auseinander liegen und die keine organisierte Verbindung
miteinander haben. Die Straßenbahn in die Stadt steht allerdings vor dem
Terminal 1. Wer in Terminal 2 ankommt oder von dort losfliegen muss, muss sich
entweder ein Taxi nehmen oder zu Fuß gehen. Schön, wenn man das vorher weiß...
Die Tram fährt ins Stadtzentrum (hilfreich, wenn man
den Weg per Navigation auf dem Handy verfolgen kann). Mit der Bahn könnte
man direkt durchfahren bis zum großen Busbahnhof, um von dort aus weiter zum
Start des Lykischen Weges zu fahren. Hier muss man dann 3-4 Stunden Fahrtzeit
rechnen. Ich fahre nur bis in die Innenstadt, weil ich dort ein Hotel gebucht
habe und die Stadt kennenlernen möchte. Da das Einchecken erst um 14:00 Uhr
beginnt, bleibt viel Zeit, um die schöne Altstadt von Antalya anzusehen und mit
traumhaftem Blick zu frühstücken. Das Gepäck kann so lange im Hotel stehen
bleiben. Die Altstadt von Antalya lohnt sich unbedingt: viele kleine Gässchen,
historische Bauten, und immer wieder ein wunderschöner Blick auf das
Mittelmeer.
Am nächsten Tag geht es dann mit der Tram zum Busbahnhof. Dort habe ich einen
Flixbus vorab gebucht und fahre in einem modernen Reisebus bis nach Fethiye.
Hier gehe ich ein paar Meter bis zur Hauptstraße, die nach Ölüdeniz führt. Dort
kann steige ich in ein Domus, so heißen die kleinen Sammeltaxis, das ich
einfach per Handzeichen anhalten kann. Die Fahrer sehen schon die suchenden
Blicke eines typischen Touristen und helfen schnell beim Einladen. Die Tickets
im Bus muss man meist mit der EC-Karte bezahlen, Bargeld wurde nicht immer
angenommen. Die Tarife sind festgelegt und sind sehr günstig.
Ölüdeniz ist ein überraschend großer Ort mit
zahlreichen Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Im Sommer ist hier
sicherlich viel Party los.
Ein günstiges Hotel ist hier in dieser Jahreszeit
schnell zu finden und habe ich bereits im Vorfeld gebucht.
1.
Etappe: Ovacik - Hisar
Zu
Fuß geht es am nächsten Morgen zum Start des Lykischen Weges. Ein schönes
Denkmal an einer Hauptstraße weist auf den Start des Fernwanderweges hin. Nach
weiteren 700 m bin ich dort angekommen. Hier bin ich nicht alleine, sondern
zahlreiche andere Wanderer starten heute Morgen auf diesem Weg. Die einzelnen
Gruppen ziehen sich aber sehr schnell auseinander, so dass se keinen Stau wie
auf dem Mount Everest. Gleich zu Beginn gibt es viele wunderschöne Ausblicke,
die alle Wandergruppen regelmäßig zum Anhalten bewegen. Der Blick ist wirklich
einmalig auf die Halbinsel von Ölüdenz: Ein traumhafter Start dieser Wanderung.
Es
geht über viele Kilometer nach oben, zum Teil recht steil. Der Ausblick bleibt
dabei wunderschön, immer wieder aufs weite Meer. Trotzdem muss man hier
aufgrund des steinigen Bodens gut nach vorn schauen - und so entdecke ich auch
eine erste Schildkröte am Wegesrand.
Nach
der ersten langen Steigung komme ich an ein kleines, improvisiertes Café. Hier
gibt es selbst gepressten Orangensaft vom eigenen Orangenbaum, Tee und ein
Omelette. Das Ganze für wenig Geld.
Der
weitere Weg verläuft auf breiten Wanderwegen oder manchmal sogar auf Straßen
und führt an zahlreichen Quellen vorbei. Jetzt im Frühjahr schießt das Wasser
hier überall aus der Wand, sehr lecker. Nach einer weiteren Steigung geht der
Weg dann hinunter bis zum Ort Hisar. Hier stellt sich heraus, dass die Wirtin
der Unterkunft vor über 30 Jahren aus Wien hierhergezogen ist. Die
Verständigung ist dadurch leicht. Nach einer Führung durch den Garten habe ich
zwei selbst gepflückte, leckere Orangen in der Hand, die ich sogleich
verspeise.
Als
kleinen Bonus des Tages geht es noch zum Aussichtspunkt über die
Schmetterlingsbucht. Hinunterklettern dauert fast eineinhalb Stunden, weil es
sehr steil und gefährlich sein soll, aber auch der Blick von oben auf diese
einsame Bucht ist herrlich.
Abends
im Restaurant winkt die Köchin mich in die Küche und zeigt mir die
verschiedenen Speisen. Ich muss nur darauf zeigen, was ich gerne hätte, eine
klassische Speisekarte gibt es dafür nicht. Alles schmeckt sehr lecker und ist
hausgemacht. Ich vermute, dass das Gemüse direkt aus ihrem Garten kommt. Das
ist doch ein schönes Abendessen mit Blick auf die Schmetterlingsbucht. Ein sehr
schöner erster Wandertag.
Strecke 1. Etappe
2.
Etappe: Hisar - Alinca
Die
ganze Nacht fegt ein Sturm durch die Bucht und um das Haus. Unglaublich, was
für eine Kraft der Wind hier entfachen kann. Als ich hörte, wie dramatisches zu
werden schien, habe ich schnell meine trocknenden Klamotten von der Veranda
geholt. Dabei pfiff mir ein richtig heißer Wind um die Ohren. Der Gastgeber
erzählte später beim Frühstück, dass dieser Wind vom Land kommen würde und sehr
ungewöhnlich sei. Daher auch einigermaßen gefährlich, da zum Beispiel auch
seine Veranda zwar so aufgebaut ist, dass starker Wind vom Meer ihr nichts
ausmacht. Letzte Nacht musste er noch einen zusätzlichen Pfeiler einziehen, damit
bei diesen Windverhältnissen sein Veranda nicht in die andere Richtung
wegfliegt.
Trotz des extrem böigen Windes mit bis zu 84 Km/h (sagt die Wetter App), geht
es aus dem Ort hinaus und durch einen Fichtenwald nach oben. Der Wind hält sie
hier in Grenzen, da der Weg von den zahlreichen Bäumen abgeschirmt wird. Es
bricht auch nirgendwo ein Baum herunter.
Über
den ersten Hügel geht es bis zum Pass eine Weile nach oben. Hier hat eine
Bauersfrau einen improvisierten Stand aufgebaut. Es gibt Granatapfel und Orangensaft,
frisch gepresst für 2 € das große Glas. Wer kann dazu schon Nein sagen? Daneben
picken die Hühner und meckern die Ziegen. Herrlich.
In
Richtung Kabak geht es hinunter, allerdings für mich nicht bis zum Strand. Hier
gibt es eine Alternativroute des Lykrischen Weges, die am Strand,
beziehungsweise um einen Berg herum führt. Am Ende dieser Route liegt dann
allerdings ein langer Aufstieg. Außerdem ist es nur eine Alternative zum
Lykischen Weg und das geht für mich natürlich nicht. Ich nehme den Originalweg,
der durch die Berge führt.
Von
Kabak aus geht es sehr lange in eine Schlucht hinein. Der Weg ist bestens
ausgebaut, einsam und wunderschön. Hier passt wirklich alles zusammen. Durch
die heißen Winde ist es anstrengend und es sind kaum noch Wanderer unterwegs.
Irgendwann ist das Tal-Ende erreicht. Angekündigt ist dann ein steiles Stück,
dass gar nicht so steil, sondern eher lang und mit kontinuierlichem Anstieg
ausfällt. Gegen Ende hin gibt es zwei Stationen, die mit einer "Kasse des
Vertrauens" Waren anbieten. Sehr schöne Idee, auch wenn ich gerade nichts
benötige. Mitten im Nichts findet man plötzlich Tomaten, Cola, Fanta und Wasser
und ein Preisschild. Das scheint hier gut zu funktionieren.
Insgesamt
ist die Strecke nach Alinca gar nicht so weit, aber durch die langen Steigungen
doch sehr anstrengend. Oben am Ortseingang frage ich nach dem Preis für eine
Übernachtung, weil ich in diesem Ort nichts vorgebucht habe. Der Blick von hier
Richtung Wasser ist beeindruckend. Trotzdem gehe ich noch ein bisschen hinunter
in den Ort, denn hier soll es einen Campingplatz mit Zimmervermietung geben.
Als ich an die markierte Stelle in meinem online-Datensatz komme, gibt es
allerdings keinen Campingplatz mehr. Stattdessen wurde hier ein Hotel gebaut,
in dem ich mit etwas Überredungskunst noch ein Zimmer bekommen - es musste erst
noch gereinigt werden. Am Abend sind dann alle Zimmer vergeben, weil doch so
einige ohne Anmeldung kommen. Später erfahre ich, dass weitere Wanderer wieder
nach oben zurück mussten, weil kein Platz mehr vorhanden war.
Ich
setze mich in die Gaststube und genieße bei einem kalten Bier den Blick
Richtung Meer und Richtung Berge. Der Wind pfeift von allen Seiten, das ganze
Haus bebt dadurch. Die Kräfte der Natur sind wirklich unglaublich.
Strecke 2. Etappe
3.
Etappe: Alinca - Bel
Das Frühstück war mit 8:30 Uhr eigentlich schon recht
spät angesetzt, aber die Hotelbetreiber kamen erst kurz vor neun. Dadurch hat
sich der Start heute doch stark verzögert. Die Zeit bis zum Frühstück habe ich
dafür genutzt, den Einstieg in die heutige Etappe zu finden. Zum Glück habe ich
dabei ein Foto von der wunderschönen Küstenlinie gemacht, denn wenig später
zieht eine Nebelwand in das Tal hinein, die sich bis zum frühen Nachmittag
hält. Der Weg ist wieder traumhaft schön, sehr schmal und zu Anfang sehr steil
hinunter. Eine wunderschöne Landschaft, soweit ich eben sehen konnte. Das
Wasser in der Tiefe war nur zu hören, aber es waren viele steile Klippen, die
sicher eine wunderschöne Aussicht geboten hätten.
Auch der weitere Wegverlauf bleibt wunderschön:
schmale Pfade durch raues, ursprüngliches Gebirge. Kurz vor Yediburunlar
erscheint eine Zisterne aus römischer Zeit im Nebel, in der tatsächlich noch
Wasser gespeichert wird. Der Ortsname und der ungewöhnliche Bau der Zisterne
lässt mich an Star Wars denken.
Im Ort wirbt der erste Kioskbesitzer laut um seine
Kundschaft. Daran kann man unmöglich vorbeigehen, so gibt es einen herrlichen,
frisch gepressten Orangensaft und eine eiskalte Cola zum zweiten Frühstück.
Drei Tomaten als Wegzehrung nehme ich auch noch mit. Dann geht es wieder hinein
in eine bergige Landschaft. Zuerst zum toll gelegenen Panorama-Café, das heute
aber keine Gäste hat, da der andere Kioskbesitzer alle Besucher vorher
abgefangen hat.
Plötzlich reißt die Wolkendecke auch Richtung Küste
wieder auf und eine grandiose Küstenlinie ist zu sehen. Es geht weit hinunter
bis zu einem Bach. Von diesem aus geht es bis Bel moderat hoch. Entlang des
Weges finden sich mehrere Hinweisschilder für Unterkünfte und bei mir bleibt
das "Orange Haus" als Beschreibung im Kopf hängen. Am Ortseingang
erwartet mich diesmal nicht nur ein bellender Hund, sondern auch ein kleines
Kind, das sich bemüht, mich mit einem Stein zu bewerfen. Ich rate ihm dringend
davon ab, aber er wirft den Stein trotzdem. Naja, ich bin größer und schneller
und jage ihn in die Flucht.
Im orange-ockerfarbenen Haus wartet Fatima, die Frau
des Hauses, und freut sich über die ersten Gäste des Tages. Am Ende sind wir
neun Menschen aus sechs Ländern. Es ist schon dunkel, als Fatima das Essen
serviert und alle ausreichend satt werden. Zum Nachtisch gibt es noch einen
Kuchen und den typischen türkischen Tee. Bis in den späten Abend hinein werden
Reisegeschichten in verschiedene Sprachen ausgetauscht. In dieser einsamen
Gegend hätte ich so viele unterschiedliche Gäste gar nicht erwartet und es
stellt sich ein typischer Traveller-Abend wie in Südostasien ein.
4.
Etappe: Bel - Kumluova
Was für eine spannende Etappe heute! Das Frühstück von
Fatima war ausgesprochen abwechslungsreich und für mich als Norddeutschem
gewöhnungsbedürftig, aber sehr lecker. Was das im Einzelnen war, kann ich gar
nicht genau sagen, daher habe ich alles fotografiert. Nach einem herzlichen
Abschied auch von den anderen Wanderern im Haus geht es auf der Straße Richtung
Osten. Schon nach wenigen 100 Metern gibt es einen eine Markierung, dass der
Lykische Weg rechts abgehen würde. Meine GPS Daten zeigen das so nicht an, aber
ich folge der Markierung. Dadurch stoße ich auf einen wunderschönen Abschnitt
und unglaublichen Ausblicken. Es geht zwar lange einen Berg hoch, aber der
Blick auf die Küste ist ein Traum. Direkt auf dem Pass wartet sogar eine
Schildkröte darauf, dass ich ein Foto von ihr mache.
Der Weg hinunter offenbart zwei Dinge: erstens ist er
sehr steil. Über ca. 50 Meter muss ich vorsichtig klettern. Und zweitens stelle
ich fest, dass alle anderen Wanderer den Weg auf einer Straße genommen haben
und nicht über diesen Berg abgebogen sind. Es scheint eine neue Empfehlung über
diesen Berg zu sein. Ich würde in jedem Fall die Bergstrecke empfehlen, es ist
wirklich eine traumhaft schöne Strecke. Nur wenn man gar nicht klettern mag,
sollte man die Straße nehmen. Unten am Berg gibt es einen kleinen Kiosk, in dem
wieder handgepresster Orangensaft und Ayran angeboten wird.
Der eigentlich für diesen Tag angekündigte Abstieg
beginnt erst jetzt. Recht moderat, wie ich finde, aber für die Estländer, die
auch bei Fatima übernachtet und sehr viel Gepäck dabeihaben, war das doch recht
schwierig. Für diese Gruppe war es auch ganz gut, nicht über den Extra-Berg zu
gehen. Unten angekommen wollte ich gerade einen falschen Weg wählen, als mir
Alex entgegenkam, der Luxemburger. Er hatte festgestellt, dass dies der falsche
Weg ist, und so haben wir gemeinsam den richtigen Weg gesucht. An einem Imbiss
haben wir eine gemeinsame Paus eingelegt, bevor es wieder in die Berge
hineinging.
Im Anstieg waren plötzlich die beiden Franzosen vor
uns, die wir vorgestern getroffen hatten. Es wurde nun sehr steil und der raue
Weg führte zu einer wunderschönen Aussicht. Der Blick reicht bis an den Strand
von Pantara. Vom Aussichtspunkt aus kann man die Strecke der nächsten Tage
überblicken. Der manchmal schwer zu findende führt an einem Grat entlang, der
aufgrund des Baumbewuchses kaum zu erkennen ist. Es geht hinunter bis zur Ruine von Pydnai. Der beste Blick auf diese
Ruine ist tatsächlich von diesem Wanderweg aus. Die Strecke führt durch die
Ruine hindurch und ging dann sehr lange an einem Fluss entlang, der zum Meer
führt. Eine kurze Berührung mit dem Mittelmeer und schon geht es auf eine
breite Straße, die ins Inland führt. Alle anderen Wanderer waren sich einig,
dass man den Weg durch die viele Quadratkilometer große
Gemüse-Gewächshäuser-Fläche mit einem Domus, einem Sammeltaxi, überbrücken sollte.
Ich komme an ein einsames Haus, dass aussieht, wie eine Bushaltestelle und
tatsächlich kommt wenig später ein Domus an. Es ist nicht leicht, dem Fahrer zu
entlocken, dass er nach Letoon fahren würde, aber am Ende sagt er
"Ja" und ergänzt, dass ich dann noch einen Kilometer zu Fuß gehen
müsste. Ich frage ihn nach seiner Abfahrtszeit und nach einem Blick auf den
Fahrplan stellt er fest, dass er jetzt losfahren muss. Also los mit dem Taxi
nach Letoon. Nach einem Fußweg von einem Kilometer durch die Gewächshäuser
komme ich zur archäologischen Stätte, einem Weltkulturerbe. Für drei Euro
Eintritt kann ich mir die antiken Bauwerke anschauen. Ein Amphitheater, mehrere
Tempel unter anderem für Apollo und Artemis sind beeindruckende Bauwerke aus
längst vergangener Zeit.
Zurück ging es einen Berg hinauf bis zum einzigen
Hotel im Ort. Das Hotel ist recht teuer und ich habe es bereits im Voraus
gebucht. Erstaunlicherweise bin ich der einzige Gast im riesigen Haus. Keiner
der Mitarbeiter spricht Englisch und alles wirkt sehr improvisiert. Zum Glück
war ich rechtzeitig da, um noch Abendessen bestellen zu können. Das Zimmer ist
toll und gemütlich und ein kaltes Bier gibt es auch - so geht ein langer
Wandertag zu Ende.
Strecke 4. Etappe
5.
Etappe: Kumluova - Akbel (Kalkan 1)
Nach einem ungewöhnlichen Frühstück mit Pommes ging es
zu Fuß hinunter zum Dolmus-Stand. Nach einer Viertelstunde kam ein Sammeltaxi,
das dann wieder am Hotel vorbeifuhr - das hätte ich einfacher haben können. Xanthos,
die Ruinenstadt, ist das erste Ziel heute. Der Dolmusfahrer ließ uns Touristen
etwa 2 bis 3 Kilometer vor dem antiken Ort aussteigen, weil er dann in eine
andere Richtung abbog. So war es noch ein relativ langer Weg bis zur
Sehenswürdigkeit. Ein großes Amphitheater und viele interessante, verfallende
Ruinen gibt es an diesem Ort zu besichtigen. Dazu kommen große Echsen und viele
Schildkröten.
Sehr lange konnte ich mich hier nicht aufhalten, denn es lagen noch viele
Kilometer vor mir. Um die Strecke durch die Gewächshäuser und auf der
Asphaltstraße zu vermeiden, fragte ich an der Kasse nach, ob ein Dolmus in
diese Richtung fahren würde. Die netten Herren, die nebenan an einem Tisch
saßen, verneinten, da würde nur Taxis hinfahren. Angesprochen fühlte sich aber
keiner. Also frage ich einen offensichtlichen Taxifahrer, der auf seinen Gast
wartete. Der zeigte dann auf die vier Herren, die ich gerade gefragt hatte. Es
dauerte einen Augenblick, bis ich einen der Taxifahrer überzeugen konnte,
seinem Business nachzugehen. Einer erbarmte sich meiner und fuhr mich bis zum
nächsten Einstieg auf den Lykischen Weg. Während der Fahrt konnte ich ihn nicht
davon überzeugen, dass Automatik-Fahrzeug mit nur einem Fuß zu fahren. Das
führte zu harten Bremsmanövern zwischendurch, wofür er regelmäßig die Automarke
verantwortlich machte.
Die Strecke war im folgenden von hohen Büschen mit
piksenden Blättern gesäumt. Ich habe andere Wanderer mit Gamaschen laufen
sehen, aber das wäre mir zu warm. Also kratzt es immer wieder an den Beinen und
Armen.
In Üzümlü stehen direkt gegenüber der Moschee auf
einem leeren Grundstück einige Orangenbäume. Ich nehme die Früchte vom Baum,
schäle sie und sauge dann den leckeren Saft aus der Frucht. Eine herrliche
Erfrischung. An der Kreuzung des Ortes ist die richtige Zeit für ein kräftiges
Mittagessen. Ein fast ein Meter langer Pide ist genau das richtige heute, der
sehr lecker schmeckt.
In der prallen Mittagshitze geht es noch bis auf die Tageshöhe von 690 m. An
einer Kreuzung warten ein paar Hunde, die vertrieben werden müssen, um nach
links auf den Lykischen Weg abzubiegen. Es geht hinunter bis zu einem kleinen
Bach, der mehr nach Abwasser als noch gutem Wasser aussieht. Nach dem Bach
windet sich der Weg durch das bekannte Gestrüpp wieder nach oben, bis man Akbel
von oben sehen kann. In Akbel konnte ich im Vorfeld kein Hotel finden,
daher geht es weiter zwei Kilometer bis nach Kalkan hinunter.
Abends beim Essengehen entpuppt sich der Ort als wunderschönes Städtchen
mit vielen kleinen Gassen und traumhaften Dachterrassen, die beim Essen einen
Blick auf die Bucht von Kalkan zulassen. Ein perfekter Sonnenuntergang über den
Bergen beendet den abwechslungsreichen Tag. Am Ende waren es nur 12 gewanderte
Kilometer, aber durch die Taxifahrten und Besichtigung der archäologischen
Städte ist es ein sehr langer Tag mit einem schönen Abschluss geworden.
Strecke 5. Etappe
6.
Etappe: Akbel (Kalkan 1) - Gelemis
Das Frühstück auf der Terrasse des Hotels war wirklich
sehr beeindruckend: der Blick auf die gesamte Bucht von Kalkan. Da schmeckt das
mit türkischem Käse belegte Baguette doch gleich viel besser.
Um nicht die gleiche Strecke durch die Häuser und
Asphaltschluchten zurückzugehen, die gestern aufgrund der Übernachtung in
Kalkan nötig waren, wähle ich einen Weg, der erst mal ganz sinnvoll erscheint.
Am Ende des Ortes führt eine Straße nach oben zur Hauptstraße, wo man dann nur
einige Meter auf der Küstenstraße gehen muss, um wieder auf den Lykischen Weg
zu kommen. Allerdings ist diese Verbindungstraße nicht dort, wo sie auf der
Karte angegeben ist und entpuppt sich später als steiler Wanderweg. Trotzdem
komme ich am Ende wieder auf dem Lykischen Weg an.
Die nächsten Kilometer führen durch übermannshohe
Büsche, die eng am Wegesrand stehen und mit Dornen oder Stacheln zum eigenen
Schutz ausgestattet sind. Mir fallen sie gern in den Nacken oder stechen durch
die Socken. Von hier aus kann ich gesamte Strecke von gestern sehen und schaue
wieder in das große Tal mit den Gewächshäusern. Im Prinzip beschreibt der
Lykische Weg hier eine Runde, um alle historischen Städten in diesem großen Tal
mitzunehmen.
Ich komme an ein altes, römisches Aquädukt, das mit
beeindruckend großen und schweren Steinen gebaut worden ist. Hier lege ich eine
Pause ein. Der Weg führt immer wieder auf Teilen des alten Aquädukts entlang.
Einen Ort zwischendurch gibt es heute nicht, so dass das mitgebrachte Wasser
bei dieser Hitze ausreichen muss. Die ganze Zeit frage ich mich, ob hier nicht
auch mal an der Quelle am Wegesrand sein dürfte. Und tatsächlich: aus einem
leicht grünlichen Rohr kommt das kühle Nass. Im Becken darunter sind nicht nur
viele Bienen, sondern auch zahlreiche Frösche versammelt. Ist das eine Quelle?
Ich würde sagen "Ja" und genieße das kalte Wasser. Ich bleibe auch
den Rest des Tages gesund, also war das Wasser okay.
Weiter geht es dann am Berg entlang bis nach Gelemis.
Hier sind am Ortsrand schon einige alte Bauwerke zu sehen, die einfach auf
einem alten Bauernschaft stehen. Ein paar römische Inschriften kann man
erkennen.
Die Besichtigung der archäologischen Städte verschiebe
ich auf morgen, denn ich habe dafür einen ganzen Tag Zeit eingeplant und kann
im Anschluss an den langen Strand gehen, der unbebaut und besonders schön sein
soll. Im kleinen Gelemis gibt es ein paar Restaurants, Pensionen und
Hotels, so dass abends nicht nur die wilden Hunde auf der Straße herumlungern,
sondern auch ein paar Touristen durch den Ort schlendern.
Strecke 6. Etappe
6a.
Etappe: Besichtigung Patara
Nach einem späten und leckeren Frühstück geht es in
Richtung Patara. Während der Reiseführer noch von 9,50 € Eintritt schreibt,
sind es jetzt zwei Jahre später schon 15 €. Die große Fläche und die Anzahl der
beeindruckenden Gebäude sind es in jedem Fall wert. Mein erster Weg führt zum
entfernten Leuchtturm, der seit über 20 Jahren (!) aufgebaut wird und
mittlerweile wohl kurz vor der von Vollendung steht. Zumindest kann man schon
den oberen letzten Ring sehen.
Auf dem Weg zum kleineren Amphitheater, komme ich an einem Maulbeerbaum vorbei,
unter dem ganz viele Schafe weiden und die Schäferin die Beeren isst. Sie
fragt, was denn Maulbeerbaum auf Englisch heißen würde. Das muss ich auch erst
mal bei Google nachschauen (Mulberry), aber das deutsche Wort bringe ich hier
auch gleich bei. Als ich sie eine halbe Stunde später auf dem Gelände wieder
treffe, hat sie "Maulbeerbaum" immer noch behalten.
Das große Amphitheater soll über 4000 Menschen Platz
bieten und ist sehr beeindruckend. Die ganze Anlage ist an vielen Stellen schon
sehr schön restauriert worden, aber sicherlich kann man noch Jahrzehnte weiter
ausgraben und forschen.
Über kleine Nebenwege komme ich zum Strand. Hier
brütet die unechte Karettschildkröte und deshalb darf hier nicht gebaut werden.
In den Sommermonaten dürfen sogar einige Standabschnitte nicht betreten werden.
Aber jetzt lockt das Beach Café mit einem kalten Getränk und dann das herrlich
frische Wasser. Die Wellen sind ordentlich hoch, so dass man sogar ein bisschen
bodysurfen kann. Was für eine herrliche Abkühlung! Auf dem Rückweg treffe ich
Alex aus Luxemburg wieder, der von einem Straßenhund begleitet wird. Es ist
schon das dritte Mal, dass wir uns auf dieser Wanderung treffen, und verabreden
uns abends zum gemeinsamen Essen. Er hat leichte Rückenprobleme und ist sich
nicht sicher, ob er morgen weiter wandern kann, in jedem Fall stimmen wir schon
mal den gemeinsamen Startzeitpunkt ab. Der Pausentag und die Besichtigungen
haben etwas überraschend zehn Wanderkilometer erbracht - soviel zu diesem
Ruhetag.
Strecke 6a. Etappe
7.
Etappe: Gelemis - Kalkan
Heute
sollte es schon sehr früh losgehen, was sich allerdings am Ende auch erst um
9:30 Uhr ergab. Frühstück gibt es hier nicht so früh. Diesmal waren Alex mit
seinem Straßenhund und Mischa aus Tschechien dabei. Es geht gleich über eine
Treppe steil nach oben. Von dort aus haben wir etwa drei Kilometer lang einen
sehr schönen Blick auf Patara und können von oben auf die Ausgrabungsstätten
schauen. Ein herrlicher Blick.
Über
staubige Straßen führt der Weg über einen Pass weiter. Die südliche
Umrundung der Halbinsel wird in Wassernähe zu einem wirklichen Traum: Immer
wieder liegen leere Buchten mit Strandabschnitten unter uns. Türkise Farben des
Wassers, Blicke auf vorgelagerte Inseln, unbeschreiblich schön. Alex bleibt mit
seinem Hund etwas zurück, da der ständig die seltenen Mofas und Autos anbellt.
Als einem Mofafahrer dabei die Kette runterfällt, hilft Alex bei der Reparatur.
Wir treffen uns daher erst später an dem Aquädukt wieder, das wir schon vom
Hinweg nach Gelemis kennen. Hier kreuzen sich der Hin- und Rückweg. Der Weg zum
Aquädukt führt in der Mittagshitze durch die bekannten Dornenbüsche. Selbst der
umwerfende Ausblick auf eine Bucht, in der mehrere Segelschiffe vor Anker
liegen, kann über die Anstrengung in der Hitze nicht hinwegtäuschen. Als
wir uns am Aquädukt wieder treffen, finde ich eine Plastikschale, aus der der
Hund gierig Wasser trinken kann. Unterwegs gab es kein Wasser. Ahnung von
Hunden haben wir alle nicht aber Wasser braucht er ganz sicher.
Nach
dem Aquädukt steht ein Schlüsselabschnitt dieses Weges an. Es geht über steile
Klippen. Ob das mit Hund geht, ist vorher unklar. Schon nach wenigen Metern
bleibt Alex mit dem Hund zurück und beschließt später, dass die Klippen nicht
für ihn und seinen Hund möglich sind. Alex trägt einen sehr großen und schweren
Rucksack, und hat mit Klettereien in einem solchen Gelände zu wenig Erfahrung.
Die Klippen sind nicht einfach zu klettern, aber mir macht so etwas Spaß. Am
Rande geht es steil nach unten und der Fels ist ziemlich scharf. Ein paar
blutige Kratzer sind nicht zu vermeiden. Der
Rest des Weges Richtung Kalkan führt durch das bekannte Buschwerk auf schmalen
und engen Wegen - es ist nicht leicht zu gehen und die Hitze macht es auch
nicht leichter. Ein schwieriger Wegabschnitt. Am Ende sind es über 20
herausfordernde Kilometer bis nach Kalkan - bei tollen Blicken in die
Küstenlandschaft.
In
Kalkan gibt es im ersten Supermarkt eiskalte Getränke. Herrlich. Alex ist mit
dem Hund zur Straße zurück gegangen und wollte zum Campingplatz trampen, der
noch hinter Kalkan liegt. Allerdings wurde er nicht mitgenommen und so
sind er und der Hund am Ende 28 Kilometer an diesem Tag gelaufen. Was für eine
riesige Leistung! Für mich war es die letzte Etappe auf der diesjährigen
Wanderung auf dem Lykischen Weg. Am nächsten Tag treffe ich Alex in der Stadt
wieder, allerdings ohne Hund. Der hat sich vermutlich ein anderes Herrchen
gesucht, der nicht so viel wandert.
Nach dem langen und anstrengenden Weg von Gelemis nach Kalkan ist eine Pause in
Kalkan sehr empfehlenswert. Rechts am Ausgang der Stadt in Richtung Osten
befinden sich Steinstrände, die nur wenig genutzt werden. Hier kann man schön baden
und dem Körper eine angemessene Ruhe gönnen.
Die
nächste Etappe - die ich erst im nächsten Jahr machen werde - hat über 1000
Höhenmeter. Ich wieder wieder im Hotel mit Meerblick absteigen,
einen Pide als Wegzehrung einkaufen und mich dann auf die nächsten Etappen
begeben. Alex macht das schon dieses Jahr und kommt etwa 3 Wochen nach unserem
Treffen wieder in Antalya an.
Ein
toller und anspruchsvoller Wanderweg.
Strecke 7. Etappe
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beschreibt den Weg sehr detailliert (Stand 2013)
Die Gelbe Via Alpina führt von Muggia bei Triest
nach Oberstdorf
Friaul - Dolomiten - Ötztal - Lechtaler Alpen