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Mit dem Rad nach Afrika-

Tipps für Extremreisen

"Da sitzen wir nun: Nach 1 1/2 Jahren Planung und vielen Vorbereitungen schlürfen wir unser erstes kenianisches Bier noch direkt auf dem Flughafen von Nairobi. Man muß eben Prioritäten setzen. Statt wie andere Touristen von Reiseführern abgeholt zu werden, verbringen wir nach mehrfachen Genusses der Hefekaltschorle die erste Nacht auf afrikanischem Boden unter der Treppe eines Flughafengebäudes - bei Dunkelheit ist es zu gefährlich, mit dem Bike nach Nairobi hereinzufahren."Junge mit zerissenem Hemd am Strassenrand

So beginnt die Reisebeschreibung meiner sechsmonatige Radtour durch Afrika. Aber was hat mich bloß geritten, diese Strapazen in Kauf zu nehmen? Wie plant man solche Touren und kommt heil nach Hause zurück?

Brainstorming in der Kneipe

Klar, zuerst ist da ein Kneipenbesuch, bei dem die Idee entsteht, eine lange Reise zu machen. In diesem Fall hatten Thomas und ich schon eine Radtour durch Alaska hinter uns und wollten jetzt einfach mal etwas Wärmeres. Und da ich Asien, Australien und Neuseeland schon abgeradelt hatte, war Afrika eine schöne Idee (Reiseerfahrung). Wir haben unsere Sprachkenntnisse abgefragt und stellten fest, daß es schon Länder sein müßten, in denen die englische Sprache nicht unbekannt ist. Außerdem sollte die politische Lage einigermaßen stabil sein, damit nicht mehr Blei als Sauerstoff in der Luft ist. Wir haben dazu eine Landkarte und sogenannte "Übersichtsliteratur" gekauft. Für Radfahrer empfiehlt sich da der "Fahrrad-Weltführer" aus dem Reise Know-How Verlag. Hier werden alle Länder mit Blick eines Tourenfahrers beschrieben.So ergab sich für uns die Route von Kenia über Tansania, Malawi, Simbabwe und Südafrika nach Namibia.

Stichwort: Gesundheit

Ein Besuch im Tropeninstitut ist dringend notwendig - und ein Blick auf das Sparkonto. Umso exotischer die Reiseziele sind, desto teurer werden in der Regel auch die Impfungen die man braucht. Uns wurde zusätzlich eine Impfung gegen Tollwut empfohlen, da in der tansanischen Steppe viele wilde Hunde herumstreunen und das nächste Krankenhaus - nach einem infizierenden Biß - nicht vor der eintretenden Totenstarre zu erreichen ist. Alles zusammengenommen flossen so Impfstoffe für knapp 800 € in unsere Adern (inklusive der Kosten für die Malariaprophylaxe).

"Dann sind wir am Indischen Ozean. Das genießen des warmen Wassers und herrlichen Strandes findet ein jähes Ende: Thomas hat plötzlich 39° C Fieber und fürchterlichen Durchfall. Vermutlich hat er trotz Vorsicht verunreinigte Lebensmittel gegessen."

Gastraum in Tansania- Tja, man kann machen, was man will. Obst nur selbst zubereiten, kein unreines Wasser trinken (ein Wasserfilter ist für lange Reisen dringend angeraten) und kein rohes Fleisch essen: Es erwischt jeden irgendwann. Für ernstere Zwischenfälle sollte man vorher die Kenntnisse in Erster Hilfe aufgefrischt haben und vielleicht sogar das Buch "Wo es keinen Arzt gibt" mitnehmen. Wenn der nächste Doc 1000 km entfernt ist, bleibt einem oft nichts anderes übrig, als selbst zu diagnostizieren.

Das liebe Geld

Geld ist immer ein Problem. Nicht nur, wie man es bekommt, auch in welcher Form man es mitnimmt. Für Afrika haben wir uns für Travellers Cheques entschieden. Eine Kreditkarte ist zusätzlich hilfreich (wenn man von seiner Bank denn eine bekommt...). Außerdem Bargeld (US $) in kleinen Stückelungen, um kurzfristig kleine Geldmengen umtauschen zu können, oder um sich bei jemandem mit einem kleinen Schein für eine Gefälligkeit zu bedanken:

"Durch die weite und abwechslungsreiche Landschaft Südafrikas geht es auf Lesotho zu. Das im Durchschnitt am höchsten gelegene Land der Welt! Hier lande ich plötzlich wieder im "richtigen" Afrika. Um einreisen zu können, bräuchte ich eigentlich ein Visum, was leider in keinem Reiseführer steht. Also muß ich den Grenzer davon überzeugen, mich trotzdem ins Land zu lassen. So reden wir übers Wetter und das Leben an sich und als keiner seiner Kollegen hinsieht, schiebe ich ihm eine 20 Rand Note durchs Fenster. Daraufhin erhalte ich den wichtigen Stempel: Es findet sich immer ein Weg."

Routenplanung

"Am ersten Tag sind 60 km geplant, durch ungenaue Karten und mündliche Fehlinformationen werden es 130 km. Völlig geschafft komme ich in Cipogoro an. Wie es in dieser Gegend zu erwarten ist, gibt es zur Zeit selten Trinkwasser. Und um den Sand und Staub von der Haut zu waschen, bekomme ich 5 l dreckiges, stinkendes Wasser. "Besser als nichts" denke ich, aber es dauert nur wenige Minuten, bis ich nach der Wäsche rote Punkte auf der Haut habe. Nach dem Essen sehe ich im Schein der Petroleumlampe direkt neben meinem Bett, wie sich eine gut 5 cm lange Kakerlake über eine heruntergefallene Nudel hermacht. Ein deutlich stattlicheres Exemplar entdecke ich kurze Zeit später am Kopfende meines Bettes. Die Größe der Kakerlaken auf dem Klo ist nicht anders, deren Anzahl läßt aber auch mich zusammenzucken."Nur ein Bett - ich habe auf dem Boden geschlafen.

Landkarten sind ganz häufig besonders für Radfahrer nicht detailliert genug. Die Einheimischen messen die Entfernungen in Fußmärschen, so bleibt einem oft nur die Fahrt ins Ungewisse. Auf solche Schwierigkeiten kann man mit Essens-Notrationen reagieren. Ich habe für solche Fälle immer dehydrierte Fertiggerichte dabei (Campinggeschäft). Mit ganz wenig Wasser ist so ein Mahl zubereitet, das nicht nur Energie gibt, sondern durch den leckeren Geschmack auch gut für den Kopf ist - die Psyche spielt meines Erachtens die größte Rolle bei solchen Unternehmungen. Wenn auch das Wasser knapp wird, macht es manchmal keinen rechten Spaß mehr, aber das gehört bei einer solchen Tour dazu.

"Ich komme nur langsam voran und sehe meine Wasservorräte verdampfen - der Durst wird immer schlimmer. Pumpen am Wegesrand leiten Wasser kilometerweit ins Landesinnere - ich kann nur mein Gesicht an den Metallstäben der Pumpe kühlen und hörte dabei das kalte, frische Naß im unzerstörbaren Metallrohr gluckern... Es ist eine zermarternde Fahrt. Als ich zu einem entfernten Haus gehe, weil mir die Zunge am Gaumen klebt, ist dieses unbewohnt."

Brandheiße Infos

Informationen über die aktuelle politische Lage sind gerade bei langen Reisen durch die Dritte Welt von entscheidender Bedeutung. Im Vorfeld gibt das Auswärtige Amt Auskunft, noch besser ist aber das Internet. Hier kann man die aktuellsten Updates der Reiseführer lesen (z. B. von Lonely Planet oder Stefan Loose), oder mit Menschen Kontakt aufnehmen, die gerade aus diesem Land kommen oder sogar dort leben (mögliche Einladung inklusive). Am allerbesten sind aber Infos aus erster Hand. In Hauptstädten eines jeden Landes gibt es Szenetreffs:

"Um nach dem ersten, schönen Eindruck von Afrika neuste Infos über unsere geplante Route zu erfahren, verbringen wir einen Tag mit dem Abklappern der angesagtesten low-budget- traveller-Unterkünfte. Hier hausen sie, die ewig Reisenden. Interessante Leute, die Monate in einer einzigen - natürlich billigen - Stadt verbringen können, ohne sich zu langweilen. Nächte mit billigem Fusel und dem richtigen Kraut in der selbstgedrehten Zigarette bestimmen die Tage. Am Körper kleben noch Stoffreste vom letzten Indienurlaub."

Wasser durch den Filter pumpenDurch Hinweise aus diesen Traveller-Kreisen haben wir innerhalb von sechs Monaten zweimal unsere Route komplett umgelegt. So sind wir durch Mosambique gereist, statt mit dem Rad durch Sambia zu fahren - denn gerade eine Woche bevor wir den Lake Malawi erreichten, wurde dort ein Radtourer beraubt. Es herrschte aufgrund aktueller politischer Probleme Armut in einer kleinen Region (durch die wir auf unserem Weg nach Süden auch hätten fahren müssen) und da sind Radtourer leichte Opfer.

Das Bike

Hauptsache Topqualität. Alles was kaputt geht, läßt sich in Afrika nur schwer ersetzen! Federgabeln oder anderer Schnickschnack ist für Mountainbikerennen eine tolle Sache, aber einen kaputten Dichtungsring am Kilimandscharo erneuern zu wollen, ist aussichtslos. Deshalb besser auch CrMo-Gepäckträger (lassen sich schweißen) und die alten Uniglide Ritzel (kann man nach 6000 km umdrehen und mit neuer Kette noch mal 6000 km fahren).

Radrennen in Afrika

Wer neben den Strapazen einer solchen Radtour durch Afrika noch die ein oder andere Herausforderung sucht, dem bieten sich Radrennen an. Ich war doch recht erstaunt, als ich zweimal die Gelegenheit hatte, an solchen Rennen teilzunehmen.

"In Piet Retief (Südafrika) will ich mir - eigentlich - einen Ruhetag gönnen. Aber im Supermarkt frage ich Elmarie nach Kartoffelpüree und schon ändert sich mein guter Vorsatz. Elmarie lädt mich ein, am nächsten Tag an einem Radrennen teilzunehmen, das ihr Mann mit organisiert hat. 50 km MTB-Rennen? Endlich mal wieder so richtig Vollgas geben können, ohne Gepäck? Eigentlich ist mein Radrahmen für ein Rennen viel zu groß, und ich will Pause machen. Aber was bleibt mir bei einem so reizvollen Angebot schon übrig? Ich sage zu." Bei dieser Gelegenheit konnte ich gleich meine Reisekasse aufbessern: "Der Vorsitzende vom Rennkommitee fragt mich dann: "Was machst Du denn jetzt mit zwei Rädern?" Zuerst verstehe ich die Frage nicht, bis es mir schwant: Es gibt etwas zu gewinnen! Und der erste Preis ist ein neues Mountainbike! Zum Glück bekomme ich bei der Siegerehrung einen Scheck statt des MTBs." Ein späteres Rennen im trockenen Swakopfluß bei Swakopmund in Namibia läßt dann schon fast Rennroutine aufkommen.

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